Im Janaur 2020 sind wir offiziell mit der Pflegefamilien Akademie gestartet. Dazu hatten wir eine bundesweite Berichterstattung über die Deutsche Presseagentur initiiert. Hier z.B. der Link zum Artikel in der Süddeutschen Zeitung.
Und dann kam die Pandemie, die uns alle vor große Herausforderungen stellte. Gerade beim ersten Lockdown waren bundesweit alle Pflegefamilien durch die Schließung der Kindertageseinrichtungen und Schulen betroffen. Auch wir haben das Thema in einem unserer Podcast aufgegriffen. Hier können Sie reinhören: Leben in Pflegefamilien in der Krise gestalten.
Idee: Virtuelle Seminare für Pflegeeltern
Es stellte sich die Frage: Wie sichern wir weiterhin die Unterstützung, Beratung und Fortbildung unserer Pflegefamilien? Also beriefen wir ein Projektteam ein und überlegten, wie wir am besten vorgehen. Dazu gehörte natürlich auch unsere IT Abteilung. Es wurden verschiedene Tools für virtuelle Seminare ausprobiert, Bücher über Methoden von online Trainings und online Beratung besorgt und gelesen. Auch entsprechende Hardware, wie Bildschirme, Kopfhörer und eine Online Meeting Set wurden angeschafft.
Dann begann eine Probephase. Wir versuchten uns in kleinerem Rahmen, lernten die Software zu bedienen, den Bildschirm mit Inhalten zu teilen, ein Gefühl für die Technik und die Dauer zu bekommen und richteten ein Supportteam für unsere Familien ein. Denn wir wussten nicht genau, wie weit das Know how für virtuelle Seminare bei unseren Familien war.
Referent:innen überzeugen
Und vor allem auf die Leiterin unserer Pflegefamilien Akademie (Esther Schmitt) kam dazu eine weitere ganz zentrale Aufgabe zu. Wie gewinnt sie unsere Referenten für virtuelle Seminare für Pflegeeltern. Und das vor dem Hintergrund, dass sie alle besonders den Live und face to face Rahmen unserer Seminare schätzen gelernt haben. Wir verfügen über modern und technisch gut eingerichtete Räume mit bester Aussicht, wir versorgen unsere Pflegefamilien und Referent:innen gut, also ein Rundumsorglos Packet für alle Beteiligten. Und jetzt sollten die Referent:innen an einem Computer sitzen und im Bildschirm viele kleine Bilder von Teilnehmenden sehen. Alles ohne Erfahrung, also ein echtes Abenteuer.
Und dann war es soweit
Im Mai war es dann soweit. Das erste virtuelle Seminar für Pflegeeltern fand statt. Und wir konnten richtig froh sein, denn es war ein voller Erfolg und alle waren zufrieden. Die Hürde war also genommen. Und weitere Online Fortbildungen folgten. Unsere Familien, die Referent:innen und wir wurden mutiger und wir stellten immer mehr Angebote um.
Podcast Pflegefamilien Deutschland
Dazu griffen wir wieder eine Idee vom Herbst 2019 auf. Wir boten Inhalte für unsere Pflegefamilien und alle Pflegefamilien in Deutschland im Rahmen einen Podcastes an. Inzwischen haben wir schon fast 4000 downloads unserer 22 Episoden und jeden zweiten Freitag um 8.00 Uhr veröffentlichen wir einen weitere Folge. Wir haben in von mal zu mal verbessert und können inzwischen einen professionellen Podcast anbieten.
Links ist unser Podcast Cover zu sehen. Im Podcast berichten wir über fachlichen Themen, lassen Pflegeeltern, erwachsene Pflegekinder und auch leibliche erwachsene Kinder zu Wort kommen. Wir haben gerade zwei neue Reihen gestartet. Die eine spricht Familien an, die gar nicht wissen, was überhaupt eine Pflegefamilie ist und wie eine Familie zur Pflegefamilie wird. Und die andere Reihe greift rechtlichen Themen auf, die für Pflegefamilie von Bedeutung sind.
Noch nicht am Ende unserer Reise in die virtuelle Welt
Emutigt durch die positiven Rückmeldungen, unsere guten Erfahrungen und die gewonnene Sicherheit trauten wir uns noch mehr. Wahrscheinlich in Deutschland die erste virtuelle Jahrestagung für Pflegeeltern wurde von uns Anfang November durchgeführt. Unter dem Titel TAtsächlichGUNG 2020 trafen wir uns mit unseren Pflegefamilien im virtuellen Raum.
Miteinander Neuland betreten
Es ging los mit dem Freitagabend und ich weiß noch wie aufgeregt wir waren, ob tatsächlich alles klappen wird. Und dann waren sie plötzlich alle da, 69 Gesichter auf der Leinwand vor uns. Ein Winken, ein Hallo, ein Lachen, da ist es kaum eine Beeinträchtigung, dass der Bildschirm weitergescrollt werden muss, um alle sehen zu können.
Nach einer Begrüßung und technischen Einweisung von Jens Rohe übernahmen Esther Schmitt und Bertram Kasper die Moderation der Tagung. Beiden gelang es ganz gut im lockeren Dialog alle mitzunehmen. Besonders wichtig war es allen Pflegefamilien und allen Kolleg:innen für ihr Engagement und ihren Einsatz in diesen Zeiten zu danken. Und sie berichten freudig darüber, dass es gelungen ist, im letzten Jahr über 20 neue Pflegefamilien dazu zu gewinnen.
Grußbotenschaften der Fachberater:innen
Und auch die Kolleg:innen aus dem Fachberatungs- und Verwaltungsteam übermittelten ganz persönliche Grußbotschaften und dankten den Familien für ihr tolles Standing und kreativen Ideen gerade jetzt das Leben in Pflegefamilien proaktiv zu gestalten.
Und dann ging es in virtuelle Kleingruppenräume, auf eine Tasse Tee, ein Glas Wein oder Bier verbunden mit der Möglichkeit in den Plenumsraum zurückzukehren. So entwickelten sich – fast wie bei einer echten Tagung – persönliche Gespräche in unterschiedlichen Runden und die Stimmung stieg minütlich. Am Ende des Abends sahen sich alle nocheinmal im virtuellen Plenum.
Der Samstag
Am Samstag, wie üblich, ein fachlicher Input. Dafür konnten wir Irmela Wiemann, die Granddame im Pflegekinderwesen gewinnen. Ihr Vortrag wurde im Vorfeld aufgezeichnet, so dass ihn alle Familien gemütlich im eigenen Wohnzimmer über unseren Youtube Kanal „Pflegefamilien Hessen“ sehen konnten.
Und die Resonanz war überwältigend, wie der Austausch danach widerspiegelte. Zwei Rückmeldungen sollen dies exemplarisch zeigen. So sagte z.B. Daniela Emer: „Ich bin beeindruckt von dem Vortrag und habe mich als Pflegefamilie wiedererkannt und vor allem die Aspekte mit der Schule waren sehr hilfreich, da Lehrer:innen eben oft nicht verstehen wie es Pflegekinder wirklich geht. Bestimmt werde ich einigen Lehrer:innen den Film ans Herz legen.
Und Regina Rauwolf beschrieb es so: „Meine Erwartungen – ich kannte ja Frau Wiemann schon von Fortbildungen bei euch – sind voll erfüllt. Und besonders gefällt mir, wieviel Wertschätzung sie für uns Pflegefamilie, für unsere Pflegefamilien und für die Herkunftseltern rüberbringt. Ich fühle mich von ihr so richtig gesehen.“
Auch das öffentliche Feedback zum Vortrag war bisher wirklich groß. So schreibt z.B. Jana Kohlmetz auf LinkedIn. „Ich habe den Vortrag gleich an befreundete Pflegefamilien weitergeleitet. Der Vortrag hat eine große inhaltliche Tiefe.“ Inzwischen wurde er auf youtube schon über 1600 Mal angesehen.
Unsere Überraschung für den Abend…
Und gegen Abend stieg die Spannung nochmal deutlich an. Das Team vom Virtuellen Hut in Siegen traf gegen 14.00 Uhr ein, um alles für den Livestream vorzubereiten. Unsere dritte Session – das Überraschungskonzert live auf unserem Youtube Kanal „Pflegefamilien Hessen“ und auf unserem facebook Profil „Pflegefamilien Hessen und Pflegefamilien Akademie“.
Das Live Konzert ist ein Herzliches Dankeschön an alle unsere Pflegefamilie für ihr Engagement und dafür, dass sie lebenswerte Lebensorte für Kinder zur Verfügung stellen. Und es ist auch ein Dankeschön an alle Pädagog:innen, die sich in diesen schwierigen Zeiten für Kinder und Jugendliche einsetzen und diesen Halt und Zuversicht geben. Herzlichen Dank für die tolle Arbeit.
Und wir konnten zwei echte Vollblut Musiker:innen engagieren, Jördis Tielsch und Peter Schneider
Jördis Tielsch kommt aus Sinn im Lahn-Dill-Kreis ist Musik- und Englischstudentin und inzwischen seit 10 Jahren als Singer – Songwriterin und Geigerin unterwegs. Sie hat mehrere Alben veröffentlicht und war schon mit bekannten Künstlern auf Tour. Z.B mit den Wise Guys und Heinz Rudolf Kunze. Und sie nahm uns mit auf eine echte musikalische Wohlfühlreise. Ihre sympathische Art, ihre warme und markante Stimme und ihre musikalische Vielfältigkeit mit unterschiedlichen Instrumenten steckten unser Familien in ihren Wohnzimmern an.
Und mit dabei war Peter Schneider ein virtuoser und studierte Jazz Gitarrist, der Jördis Tielsch schon seit vielen Jahre begleitet. Seine Viel-Saitigkeit wertete das Konzert auf und seine Gitarreneinlagen luden zum Mitschwingen ein.
Über einhundert Kommentare in den sozialen Medien waren überwältigend. Ernst Prall schrieb auf facebook: Wunderschön! Berührend! Einfühlsam. Und immer dabei die irische Seele! Danke Euch allen, die das möglich gemacht haben!
Sonntagmorgen – Andacht mit Vorstand und Pfarrer Ulrich Kling-Böhm
Wieder war eine Etappe geschafft. Am Sonntagmorgen knüpften wir an unsere Jubiläumstagung aus 2018 an, bei der wir zum ersten Mal eine Andacht mit in das Programm aufnahmen.
Uli Kling-Böhm, seit Januar 2020 Vorstand vom St. Elisabeth-Verein, begrüßte unsere Familien mit einem sehr wertschätzenden Grußwort und hielt dann für uns alle eine Andacht. Zu den von ihm ausgewählten Musikstücken erzählte er jeweils eine persönliche Geschichte, so dass die Familien in gut kennenlernen konnten. Er sprach von Hoffnung und Gemeinschaft im Glauben und auch im St. Elisabeth-Verein.
Unser Resümee: ein gelungenes Experiment – virtuelle Tagung für Pflegeeltern – , das gut bei unseren Familien ankam und deutlich macht: Wir sind eine große Gemeinschaft, die sich für Kinder in Pflegefamilien einsetzt und damit einen echten gesellschaftlichen Beitrag leistet.
Wollen Sie auch einmal bei einer unserer Tagungen für Pflegeeltern dabei sein? Dann informieren Sie sich, wie Sie Pflegefamilie werden. Hier kommen Sie zu den beiden Kolleg:innen, die unsere Informationsgespräche führen.
Weitere virtuelle Angebote
Inzwischen bieten unsere Kolleg:innen auch die Regionalgruppen virtuell an. Auch das mit einem guten Feedback. Allein im November haben sich 3 dieser Gruppen auf diese Weise getroffen. Daran sehen wir, dass wir uns veränderten Gegenheiten anpassen können und uns nach und nach auch mehr zutrauen und ausprobieren. Ich werde auf jeden Fall gespannt sein, was von diesen Erfahrungen nach der Pandemie bleiben wird.
Ein schwieriges Jahr neigt sich dem Ende
Gott sei Dank ist niemand von unseren Familien und Kolleg:innen von Covid 19 ernsthaft krank geworden. Dennoch war und ist es für uns alle eine latente Belastung. Und ich glaube viele Menschen sehnen sich wieder nach laibhaftigen Begegnungen, nach direkter Resonanz. Dennoch glauben wir, dass wir darauf noch einige Zeit verzichten müssen. Deshalb bieten wir auch mindestens bis Ende April weiterhin unsere Seminare für Pflegeeltern virtuell an. Schauen Sie auf unserer Internetseite vorbei.