Insbesondere für jugendliche leibliche Kinder können in Bereitschaftspflegefamilien Konfliktlagen entstehen. So kann es zu Rollenkonflikten kommen, wenn nicht klar ist, ob sie als Vertrauensperson oder Autoritätsperson auftreten sollen. Das ist besonders dann der Fall, wenn neben der Freundschafts-Beziehung, die viele jugendliche leibliche Kinder zu jugendlichen Pflegekindern aufbauen, die Erwartung besteht, dass sie in Abwesenheit der Pflegeeltern für die Einhaltung der vereinbarten Regeln sorgen.
Werden jugendliche Pflegekinder mit Drogen- oder Suchtthematik aufgenommen oder entwickeln eine solche im Lauf der Pflege, kann dies zu Loyalitätskonflikten zwischen den Geschwistern und den leiblichen Eltern führen. Das ist auch der Fall, wenn Pflegekinder versuchen, das Geschwisterkind in schwierige soziale Kontexte zu integrieren, die von den Pflegeeltern abgelehnt werden.
Schwierig kann es auch sein, wenn der oder die Jugendliche Regeln einhalten soll, die für das Pflegekind nicht gelten. So erwarten beispielsweise viele Pflegeeltern von ihren leiblichen Kindern, im Haushalt zu helfen, während das für Pflegekinder nicht gilt. Jugendliche können dadurch überfordert sein und ein Gefühl von Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung empfinden.
Für leibliche Kinder in Pflegefamilien wird allgemein empfohlen, dass außerfamiliäre Ansprechpartnerinnen oder Ansprechpartner gefunden werden, an die sie sich in eigenen herausfordernden Situationen wenden können. Eine solche Person von außen sollte insbesondere die Auswirkung der Pflege auf das Kind oder den oder die Jugendliche im Blick behalten, um mögliche Belastungen erkennen zu können, die dem Familiensystem selbst bzw. den Eltern, verborgen bleiben.[1]
[1] Lillig, Susanne; Helming, Elisabeth; Blüml, Herbert; Schattner, Heinz (2002): Familiäre Bereitschaftsbetreuung. Empirische Ergebnisse und praktische Empfehlungen. Stuttgart: Kohlhammer. S. 315-318, 325, 330.