Ein Begriff, der häufig im Zusammenhang mit Trauma genannt wird, ist Dissoziation. Er bedeutet nichts anderes, als dass eigene Empfindungen wie körperliche oder seelische Schmerzen abgespalten werden, um nicht mehr erlebt werden zu müssen. Wird ein Kind wiederholt vernachlässigt oder misshandelt kann es passieren, dass es dissoziiert. In der Situation wird dann nichts gemerkt und später auch nichts gewusst. [1] Manche Kinder reagieren also auf einen Trigger anders als Malek. Sie kommen nicht in die Übererregung, sondern wirken wie weggetreten und erstarrt. Dissoziation führt dazu, dass das Hier und Jetzt verlassen wird. Sie ist also eine Wahrnehmungsveränderung, die dazu dient, das zu überleben, was nicht auszuhalten ist. [2]
Eine Dissoziation, die bei einem Trauma die Angstreaktion regulieren soll, kann eine vorübergehende Erscheinung sein. Sie kann aber auch andauern und sich als Abwehrstrategie in der Psyche eines Menschen verselbständigen. Betroffene zeigen dann langfristig ein Verhalten, das von Rückzug, Dissoziation und depressiver Stimmung geprägt ist. Gelegentlich auftretende Fremdheitserfahrungen werden dann zu andauernden Veränderungen der Persönlichkeit, die insbesondere den Zugang zu eigenen und fremden Gefühlen einschränken.[3]
[1] Alexander Korittko (2015): „Wenn die Wunde verheilt ist, schmerzt die Narbe. Frühkindliche Traumatisierungen und die Folgen“. In: Hopp, Henrike; Hopp, Jens-Holger (Hrsg.): Moses Online Magazin März 2015, S. 4. URL: https://www.moses-online.de/sites/default/files/node/3313802/moses_online_magazin_1503.pdf (zuletzt aufgerufen am 21.6.2022).
[2] Verena König (2021): Bin ich traumatisiert? Wie wir die immer gleichen Problemschleifen verlassen. München: Gräfe und Unzer Verlag, S. 57.
[3] Winkelmann, Klaus (2009): Posttraumatische und akute Belastungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. In: Hopf, Hans; Windaus, Eberhard (Hrsg.): Lehrbuch der Psychotherapie für die Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und für die ärztliche Weiterbildung. Band 5: Psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. München: CIP Medien, S. 450).