Störungen der Aufmerksamkeit lassen sich unterscheiden in solche mit Hyperaktivität und solche ohne Hyperaktivität. Beide entwickeln sich in der frühen Kindheit und zeichnen sich durch ein charakteristisches, stabiles Verhaltensmuster mit Aufmerksamkeitsstörung aus. Oftmals kommen bei der hyperaktiven Form Impulsivität und motorische Überaktivität hinzu. Man spricht dann abgekürzt von ADHS. Hierbei sind Jungen im Verhältnis 2:1 bis 3:1 häufiger betroffen als Mädchen.

ADS-Patientinnen und Patienten zeigen ein Aufmerksamkeitsdefizit, jedoch keine Hyperaktivität, sondern sind eher versonnen und wirken wie weltentrückte Träumer, sodass bei ihnen die Störung oftmals lange unerkannt bleibt. Ursachen für eine ADS oder ADHS sind sowohl genetischer Natur als auch aufgrund einer Störung des Stoffwechsels im Gehirn zu finden. Keine Ursache, aber in ihrer Wechselwirkung positiv bzw. negativ beeinflussende Faktoren sind die Umstände des Elternhauses, der Umgang mit dem Syndrom in der Schule und die Menge des Fernsehkonsums.[1]

ADHS und Traumatisierung

ADHS und Traumatisierung können miteinander zusammenhängen. Studien konnten einen hohen Grad an Komorbidität zwischen ADHS und Traumatisierung belegen. Vor dem Hintergrund, dass Traumatisierungen häufig dazu führen, dass Reize eine schnelle Übererregbarkeit auslösen und es den betroffenen Personen schwerfällt, sich selbst zu regulieren, zu stabilisieren und zu beruhigen, ist es für mich auch nachvollziehbar, dass viele von ihnen Symptome einer Aufmerksamkeitsstörung oder Hyperaktivitätsstörung zeigen. Auch ein Bezug zu den verschiedenen Bindungsmustern lässt sich herstellen. So zeigen vor allem Kinder, die eine desorganisierte Bindung haben, ein Verhalten, was dem eines Kindes mit ADHS entspricht. Traumatisierungen im ersten Lebensjahr, deren Quelle die Bindungspersonen des Kindes sind, führen in 80% der Fälle zu einem desorganisierten Bindungsstil.[2]

Psychodynamische Hintergründe

Aus psychodynamischer Sicht kann ADHS unterschiedliche Gründe haben. Leider sind die genauen Zusammenhänge auf Sinas Handy etwas durcheinandergeraten. Können Sie ihr helfen? Bitte fügen Sie die linksstehenden Begriffe an der richtigen Stelle ein und bestätigen Sie anschließend mit OK.

  • Körperliche Unruhe dient als Bewältigungsstrategie im Umgang mit unterschiedlichen Gefühlen und Unsicherheiten.
  • Über die Muskulatur werden überschüssige Spannungen entladen, die z. B. durch Gefühle entstehen und nicht anders verarbeitet oder versprachlicht werden können.
  • Raumeinnehmendes Verhalten, da kein stabiler, sicherer psychischer Raum gebildet werden konnte.
  • Verstärkte Wahrnehmung des eigenen Körpers, um Defizite an Körperzuwendung oder mangelnden Schutz vor Reizen auszugleichen.
  • Abwehr von depressiven Ängsten und Flucht in die Bewegung.[3]

Kinder mit ADHS unterstützen

Erwachsene Bezugspersonen können die Symptome eines Kindes mit ADHS durch ihr Verhalten positiv beeinflussen. Einen großen Einfluss hat hierbei auch die Aufklärung der Personen darüber, dass die Kinder nicht mutwillig unaufmerksam und zappelig sind. Folgende Aspekte können im Umgang mit Kindern mit ADHS förderlich sein:

  • Unmissverständliche und klare Kommunikation
  • Mit dem Kind erst dann sprechen, wenn Blickkontakt besteht und das Kind aufmerksam ist. Es kann auch helfen, es an der Schulter zu berühren, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
  • Aktive Spielzeiten mit dem Kind gestalten, in denen es nur um die Bedürfnisse des Kindes geht
  • Das Kind loben, wenn es etwas gut oder richtig gemacht hat
  • Vereinbarte Regeln und angekündigte Sanktionen konsequent einhalten

Das Zusammenleben mit einem Kind mit ADHS kann sehr herausfordernd sein. Umso wichtiger ist es, dass Sie als Pflegeeltern immer wieder Räume der Ruhe für sich gestalten und schützen. Nur dann können Sie kraftvoll und haltgebend auf die Aktivität Ihres Pflegekindes reagieren. Auch hier möchten wir Sie explizit ermutigen, sich selbst Unterstützung und Beratung zu holen.[4]

 

[1] Vgl. Koeslin, Jürgen; Streiber, Sonja (2015): Psychiatrie und Psychotherapie für Heilpraktiker. 4. Auflage. München: Urban & Fischer, S. 241.

[2] Vgl. Hopf, Hans (2009): Psychoanalyse von Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen (ADHS). In: Hopf, Hans; Windaus, Eberhard (Hrsg.): Lehrbuch der Psychotherapie für die Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und für die ärztliche Weiterbildung. Band 5: Psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. München: CIP Medien, S. 332-335.

[3] Vgl. Ebd., S. 335.

[4] Vgl. Koeslin, Jürgen; Streiber, Sonja (2015): Psychiatrie und Psychotherapie für Heilpraktiker. 4. Auflage. München: Urban & Fischer, S. 244.