Viele Pflegekinder zeigen herausfordernde Verhaltensweisen, die auf ihr Bindungserfahrungen zurückzuführen sind. Bei 24% der im Jahr 2020 in Pflegefamilien untergebrachten Kinder war Kindeswohlgefährdung der Hauptgrund für die Herausnahme aus der Herkunftsfamilie.[1] Aufgrund der Erfahrung, die viele Pflegekinder in ihren Herkunftsfamilien gemacht haben, zeigen einige von ihnen herausfordernde Verhaltensweisen. Zudem zeigen Studien, dass Pflegekinder deutlich häufiger als andere Kinder Bindungsdesorganisation sowie Symptome von Bindungsstörungen zeigen.[2] Auf die weitere Entwicklung der Pflegekinder haben Pflegeelter dennoch einen großen Einfluss. Kinder in Pflegefamilien können ebenso häufig sichere Bindungen zu Hauptfürsorgepersonen eingehen, wie Kinder in Familien ohne besondere Risikobedingungen.[3]
Hierfür sind bestimmte Voraussetzungen entscheidend:
- Forschungen zeigen, dass eine sichere Bindung der Pflegekinder nur durch ein sicheres Bindungsverhalten der Pflegeperson erfolgen kann.
- Sichere Bindung entsteht unter anderem durch feinfühliges Verhalten und durch ihren haltgebenden, strukturierten Erziehungsstil.
- Die Signale von Kindern sind nicht immer eindeutig. Wenn ein Kind beispielsweise weint, kann dies aus Angst, Hunger, Wut oder Schmerzen geschehen. Für eine feinfühlige Beziehungsgestaltung ist es wichtig, die Signale des Kindes neu zu interpretieren und zu erkunden, welches Bedürfnis das Kind eigentlich haben könnte.
- Auch auf zurückweisendes Verhalten des Kindes sollten Pflegeeltern liebevoll reagieren. Auch wenn es manchmal herausfordernd sein kann, ist es wichtig dem Kind zu zeigen, dass man zwar sein Verhalten nicht gut findet, das Kind aber trotzdem liebt und als Bezugsperson dableibt.
- Insbesondere für Pflegekinder, die oftmals Unsicherheiten erfahren haben, ist es bedeutsam, dass die Umgebung für das Kind sicher und vorhersehbar ist.[4]
[1]Vgl. Statistisches Bundesamt (destatis) (2022): Hauptgründe für die Unterbringung in einem Heim oder einer Pflegefamilie 2020. URL: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Soziales/Jugendarbeit/_inhalt.html (zuletzt aufgerufen am 24.3.2022).
[2] Vgl. Bovenschen, Ina; Spangler, Gottfried; Nowacki, Katja; Roland, Inga (o. J.): Bindung und psychosoziale Anpassung bei Pflegekindern (Forschungsbericht), S. 4.
[3] Vgl. Köckeritz, Christine; Nowacki, Katja (2021): Bindung von Kindern in Pflegefamilien. Wird der Reformentwurf zu Recht der Pflegekindschaft ihnen diesmal gerecht? In: Zeitschrift für Kindschaftsrecht und Jugendhilfe, 2/2021. S. 45ff.
[4] Vgl. Ebd. S. 46f.