In Folge von unsicheren oder desorganisierten Bindungsmustern können im Kindesalter Bindungsstörungen entstehen, die sich bei Jugendlichen unterschiedlich darstellen können. Häufig kommt es zu einer distanzlosen und unmittelbar sehr engen Kontaktaufnahme zu fremden Menschen bis hin zu promiskuitiven sexuellen Beziehungen.
Auf der anderen Seite gibt es Jugendliche, die sich vollkommen zurückziehen und mit niemandem Kontakt aufnehmen wollen. Sie stehen unter ständiger Anspannung und Angst, suchen jedoch ihre Bindungsperson nicht auf, um sich Unterstützung zu holen. Wieder andere Jugendliche zeigen eine Bindungsstörung, indem sie die Rollen umkehren und sich ihrerseits um die Eltern kümmern, als zweite Lehrperson auftreten oder sich über die Maßen um ein Geschwisterkind kümmern. Während sie von außerstehenden Personen als sehr sozial eingeschätzt werden, können sie für sich selbst gar keine Hilfe suchen und annehmen.
Auch die letztgenannten Jugendlichen, brauchen psychotherapeutische Unterstützung, die sie sich jedoch nicht selbst holen können. Sie sind davon überzeugt, dass ihr Familiensystem zusammenbrechen würde, wenn sie sich nicht mehr kümmern. Folgende Störungen oder Symptome können bei Jugendlichen mit Bindungsstörungen vermehrt beobachtet werden: Schulphobie, Lern- und Leistungsprobleme, Körperschema-Störungen, Abhängigkeit und Sucht, Symptome einer ADHS, Dissoziales Verhalten, Essstörungen, Selbstverletzung und Suizidalität.[1]
[1] Brisch, Karl Heinz (2019): Pubertät. Bindungspsychotherapie – Bindungsbasierte Beratung und Psychotherapie. Stuttgart: Klett-Cotta. S. 67f.