Alle Traumatisierungsformen können in ihrer Folge zur Diagnose „Posttraumatische Belastungsstörung“ (PTBS) oder „Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung“ (K-PTBS) führen.[1]
Die Posttraumatische Belastungsstörung ist definiert als eine verzögerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Ein solches Ereignis wird als Trauma bezeichnet.
Zwischen dem traumatischen Ereignis und der Manifestation der Symptomatik können Wochen oder Monate liegen. Für eine Diagnose sollten die Symptome innerhalb eines halben Jahres auftreten. Auch danach ist noch eine Diagnose möglich, wenn die Symptome nicht anders erklärt werden können. Zu den typischen Merkmalen einer Posttraumatischen Belastungsstörung zählen sogenannte “Flashbacks”, das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen, Träumen und Alpträumen.
Häufig äußern sich Flashbacks im bildhaften Wiedererleben der traumatischen Erfahrung, aber nicht immer. Besonders in Folge früher und komplexer Traumatisierungen können Flashbacks auch in Form von plötzlichen körperlichen Schmerzen oder hoch emotionalen Zuständen auftreten. Die Betroffenen werden dann von einer diffusen Angst überfallen oder erleben eine tiefe Traurigkeit, die in ihnen aufsteigt.
Symptome einer PTBS
Weitere Symptome können sein: Ein andauerndes Gefühl des Betäubtseins, die Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen und Freudlosigkeit. Auf der anderen Seite aber auch Übererregung, Schreckhaftigkeit, Ängste, Reizbarkeit oder Wutausbrüche sowie die Gefahr von Suizidalität.
Hinzu können weitere Symptome kommen, wie zum Beispiel:
- Negative Gedanken in Bezug auf sich selbst, die Welt und andere Menschen
- Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Zukunft
- Sich abgeschnitten fühlen von Familie und Freunden
- Schwierigkeiten, Beziehungen aufrecht zu erhalten
- Gedächtnisprobleme
- Selbstschädigendes Verhalten
- Schuld und Schamgefühle[2]
Folgende Aussagen oder Empfindungen können typisch sein für Menschen, die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden:
- Ich habe eine Beziehungsstörung. Meine Beziehungen zu anderen Menschen sind immer schwierig.
- Ich fühle mich minderwertig, nicht liebenswert und schuldig.
- Ich finde, die Welt ist ein gefährlicher Ort und Menschen sind gefährlich.
- Ich bin mir selbst oft fremd und weiß eigentlich gar nicht, wer ich bin.
- Manchmal werde ich von Emotionen überfallen und fühle mich richtig ausgeliefert.
- Ich habe ständig Migräne und manchmal tut mir plötzlich mein ganzer Körper weh.[3]
Hohes Risiko für weitere Störungen
Es besteht ein hohes Risiko für weitere Störungen. Bei Jugendlichen mit einer PTBS finden sich vor allem Depressionen (41%), somatoforme Störungen, also körperliche Beschwerden, die nicht auf eine organische Krankheit zurückgehen und von denen man annimmt, dass sie seelisch verursacht sind (35%) und Störungen durch Substanzkonsum (29%) sowie Angst- und Zwangsstörungen.[4]
[1] König, Verena (2021): Bin ich traumatisiert? Wie wir die immer gleichen Problemschleifen verlassen. München: Gräfe und Unzer Verlag, S. 70.
[2] Dilling, Horst; Freyberger, Harald J. (Hrsg.) (2019): Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen. Nach dem Pocket Guide von J. E. Cooper. 9., aktualisierte Auflage entsprechend ICD-10-GM. Bern: Hogrefe Verlag, S. 173ff.
[3] König, Verena (2021): Bin ich traumatisiert? Wie wir die immer gleichen Problemschleifen verlassen. München: Gräfe und Unzer Verlag, S. 69.
[4] Krentz, Eva Maria (2015): Posttraumatische Belastungsstörungen. In: Esser, Günter (Hrsg.) (2015): Klinische Psychologie und Verhaltenstherapie bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG, S. 249f.