Substanzabhängigkeit zeichnet sich durch ein unbezwingbares Verlangen nach der Substanz („craving“) und einen Kontrollverlust bezüglich des Beginns, des Endes und der Menge des Konsums aus. Abhängigkeit kann dabei sowohl psychisch als auch körperlich bestehen und wird vom Abhängigkeitspotential der Substanz selbst mitbestimmt. Während die psychische Abhängigkeit ein unwiderstehliches Verlangen beschreibt, die Substanz wieder zu konsumieren, um ein bestimmtes Gefühl zu erzeugen, entsteht die körperliche Abhängigkeit durch die Toleranzentwicklung des Körpers, die zu einer Dosissteigerung führt. Beides zusammen lässt einen Teufelskreis entstehen, der von den Betroffenen nur schwer durchbrochen werden kann. Eine Vielzahl an Studien weisen zudem einen Zusammenhang zwischen Suchterkrankungen der Eltern und dem deutlich erhöhten Risiko einer Abhängigkeitserkrankung der Kinder nach.[1]

Alkoholbelastete Familien

Eine repräsentative Studie mit 2.876 jugendlichen Schülern belegt, dass Kinder aus alkoholbelasteten Familien vermehrt verschiedene Formen von Gewalt erfahren. In alkoholbelasteten Familien bekommt der Alkohol häufig den Status eines organisierenden Prinzips, es wird also maßgebend, ob sich die Familie gerade in einer nüchternen oder betrunkenen Phase des Abhängigen befindet. Kinder geben sich häufig selbst die Schuld für den Rückfall des Elternteils. All das führt dazu, dass die Kinder kaum Bewältigungsstrategien lernen. Stattdessen erfahren sie, dass Alkohol zumindest kurzfristig eine Lösung oder Erleichterung schafft und unter Alkoholeinfluss zudem Verhaltensweisen toleriert werden, die sonst nicht erlaubt wären.[2]

Jugendliche suchterkrankter Eltern

Bei Jugendlichen suchtkranker Eltern lassen sich zwei Entwicklungsmuster unterscheiden. Entweder der/die Jugendliche zieht sich zurück, isoliert sich sozial und leidet unter Depressionen und Ängsten. Oder der/die Jugendliche versucht das familiäre Umfeld möglichst früh zu verlassen. Sie/er entwickelt starke und nahe Beziehungen zu Gleichaltrigen, wobei bei diesen Beziehungen der Konsum von Alkohol und Drogen häufig eine große Rolle spielt. Inwieweit sich der Alkoholkonsum der Eltern auf die Kinder auswirkt, hängt auch davon ab, wie sehr die Kinder direkt betroffen sind. Bei Kindern mit suchtkranken Elternteilen kann es zu folgenden Risiken und Auffälligkeiten kommen:

  • FAS/FAE
  • Abhängigkeitserkrankungen der Kinder
  • Vernachlässigung
  • Körperliche, sexualisierte und psychische Gewalterfahrungen
  • Wechselhaftes Erziehungsverhalten
  • Hohes Maß familiärer Konflikte[3]

 

[1] Vgl. Wiegand-Grefe, Silke; Halverscheid, Susanne; Plass, Angela (2011): Kinder und ihre psychisch kranken Eltern. Familienorientierte Prävention – Der CHIMPs-Beratungsansatz. Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG. S. 45f.

[2] Vgl. Wiegand-Grefe, Silke; Halverscheid, Susanne; Plass, Angela (2011): Kinder und ihre psychisch kranken Eltern. Familienorientierte Prävention – Der CHIMPs-Beratungsansatz. Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG. S. 46-49.

[3] Vgl. Wiegand-Grefe, Silke; Halverscheid, Susanne; Plass, Angela (2011): Kinder und ihre psychisch kranken Eltern. Familienorientierte Prävention – Der CHIMPs-Beratungsansatz. Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG. S. 49, S. 47, S. 48.