Der Ausgangspunkt dafür, dass ein Kind in Pflege gegeben wird, steht in der Regel mit dessen Vernachlässigung durch die primären Bezugspersonen in Zusammenhang. Die Gründe und Mechanismen, die zu Vernachlässigung führen, sind vielfältig.

Schutzfaktoren gegen Vernachlässigung sind:

  • Sichere Bindungserfahrung der Eltern. Sie können die Bedürfnisse ihrer eigenen Kinder angemessen beantworten.
  • Psychische Stabilität der Eltern.
  • Realistischer Bezug zu sich selbst und zur Wirklichkeit.
  • Belastbarkeit und Fähigkeit zur Lebensbewältigung.
  • Emotionale Regulationsfähigkeit und Struktur.

Risikofaktoren für Vernachlässigung sind:

  • Eigene Vernachlässigung der Eltern in der Kindheit, was dazu führt, dass sie die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht angemessen beantworten können.
  • Psychische Probleme, die die Aufmerksamkeit von der Fürsorge für das Kind abziehen.
  • Eine gravierende Störung des Kontaktes zur Wirklichkeit (z. B. Schizophrenie).
  • Generell eingeschränkten Belastbarkeit und Fähigkeit zur Lebensbewältigung
  • Hohe eigene emotionale Bedürftigkeit sowie fehlende Orientierung und Struktur im Leben

Vernachlässigende Eltern unterscheiden sich ganz maßgeblich von fürsorglichen Eltern. Manche von Ihnen haben sogar den Wunsch, dass das Kind ihnen Zuneigung und Geborgenheit schenkt. Wenn es das nicht tut, können Eltern sich abgelehnt fühlen und das als persönlichen Angriff erleben. Auch wenn eine Vernachlässigung an sich noch nicht lebensbedrohlich ist, kann sie das Kind nachhaltig prägen und zu einer Eskalationsschleife führen: Vernachlässigung à Verhaltensauffälligkeiten des Kindes à Überforderung der Eltern à Gewalt dem Kind gegenüber.[1]

[1] Vgl. Helming, Elisabeth; Kindler, Heinz; Thrum, Kathrin (2010): Lebenssituation von Herkunftsfamilien. In: Kindler, Heinz; Helming, Elisabeth; Meysen, Thomas; Jurczyk, Karin (Hrsg.): Handbuch Pflegekinderhilfe. München: Deutsches Jugendinstitut e.V. S. 262-281. S. 272, S. 278f, S. 280.