Ein Kind, das wiederholt Vernachlässigung oder Misshandlung erfährt und in diesen Momenten keine Hilfe durch verantwortliche Erwachsene erhält, erlebt wiederholte Zustände akuter Todesangst. Hierauf kann der Organismus auf zwei unterschiedliche Weisen reagieren. Mit Übererregung (Schreien, Strampeln) oder Untererregung (Wegträumen und weder nach außen noch nach innen spüren). Das erst anfänglich entwickelte kindliche Gehirn speichert diesen Mechanismus. Übererregung und Untererregung bzw. aktives Schreien und in Panikgeraten sowie passives Wegträumen und sich zurückziehen, werden zur einzigen Möglichkeit, auf Herausforderungen und Konflikte zu reagieren. Man spricht dann auch von Notfallreaktion. Je häufiger und intensiver ein Kind traumatisiert wurde, desto schneller treten diese Reaktionsmuster schon bei leichten Belastungen auf.[1]

[1] Alexander Korittko (2015): „Wenn die Wunde verheilt ist, schmerzt die Narbe. Frühkindliche Traumatisierungen und die Folgen“. In: Hopp, Henrike; Hopp, Jens-Holger (Hrsg.): Moses Online Magazin März 2015, S. 6. URL: https://www.moses-online.de/sites/default/files/node/3313802/moses_online_magazin_1503.pdf (zuletzt aufgerufen am 21.6.2022).