Auch bei einer Inobhutnahme, bei der es oft schnell gehen muss, sollte das Kind möglichst viele persönliche Dinge mitnehmen können, da diese Kontinuität sichern können. Das können z. B. Kuscheltiere, Bettdecke und Bettwäsche, wichtige Spielsachen und Fotos sein. Optimalerweise gibt es eine Person, die das Kind durch alle Stationen begleitet. Diese Person kann z. B. die Bereitschaftspflegemutter sein, die dann auch den Übergang in die Dauerpflegefamilie begleitet. Sie sollte dem Kind immer wieder versichern, dass gut für es gesorgt wird. Die Sichtweisen und das Erleben des Kindes sollten Raum bekommen und die begleitende Person sollte darauf stabil, verbalisierend offen und regulierend reagieren.

Sollte es wegen der Inpflegegabe zu negativen Zuschreibungen durch die Herkunftseltern gegenüber dem Kind, feindseligen Zurückweisungen oder Drohungen kommen, sollte das Kind aus der Situation genommen und auf diese Weise geschützt werden, sodass es Gefühls- und Verhaltensausbrüche von Bezugspersonen nicht miterleben muss. Abschiedsgefühle zwischen Kindern und Eltern, die von Zuneigung, Traurigkeit und Abschiedsschmerz geprägt sind, sollten die nötige Zeit bekommen und von begleitenden Erwachsenen ausgehalten werden.[1]

Biographiearbeit bei Übergängen

Studien beschreiben, dass es für Kinder umso leichter ist, mit Trennungen und Übergängen umzugehen, je besser diese in ihre Biographie integriert werden können. Ein hilfreiches Instrument ist hierfür die gezielte Biographiearbeit, die von Pflegeeltern initiiert und begleitet werden kann.

Biographiearbeit hat viele Facetten. Sie kann im Alltag geschehen, wenn Pflegeeltern nach Erinnerungen fragen, oder gemeinsam mit den Pflegekindern Fotos anschauen und darüber ins Gespräch kommen. Eine weitere Möglichkeit ist, konkret mit einem Erinnerungsbuch zu arbeiten, wie es beispielsweise vom Kompetenz-Zentrum Pflegekinder e.V. konzipiert wurde. So ist es möglich, gemeinsam mit thematischen Seiten zu arbeiten und einen individuellen Leitfaden durch die Biographie zu entwickeln.

Im Erinnerungsbuch können alle Informationen festgehalten werden, die für das Pflegekind eine Wichtigkeit haben. Hierzu gehören verschiedene Orte, Menschen und Erfahrungen. Auch Hintergründe dazu, warum ein bestimmter Übergang stattgefunden hat, sollten darin Platz finden. Das Buch gehört dem Kind oder der oder dem Jugendlichen und sollte ihr oder ihm jederzeit zugänglich sein. Das Erinnerungsbuch des Kompetenz-Zentrums Pflegekinder e.V. ist unter folgendem Link zum Kauf verfügbar:[2] https://kompetenzzentrum-pflegekinder.de/produkt/erinnerungsbuch-fuer-pflegekinder-2/

[1] Sandmeir, Gunda; Scheuerer-Englisch, Hermann; Reimer, Daniela; Wolf, Klaus (2010): Begleitung von Pflegekindern. In: Kindler, Heinz; Helming, Elisabeth; Meysen, Thomas; Jurczyk, Karin (Hrsg.): Handbuch Pflegekinderhilfe. München: Deutsches Jugendinstitut e.V. S. 480-523. S. 504f.

[2] Sauer, Heidrun (2012): Biografiearbeit für Pflegekinder und mit Pflegekindern. In: Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.): „Lotsen im Übergang“ Rahmenbedingungen und Standards bei der Gestaltung von Übergängen für Pflegekinder. Dokumentation der Fachtagung am 14. und 15. Juni 2012 in Berlin. S. 31-36. S. 32.