Pflegeeltern haben ein unterschiedliches Selbstverständnis ihrer Rolle. Eltern sein und eine Familie managen ist per se schon nicht immer ganz einfach. Darüber hinaus begegnen Pflegeeltern weiteren Herausforderungen. Oft betreuen sie Kinder, die belastende Erfahrungen gemacht haben. Hinzu kommt, dass Pflegeeltern „mehrheitlich [keine] pädagogisch ausgebildeten Fachkräfte [sind].“ In der Regel sind es „Laien, die vor der Aufnahme der Kinder Vorbereitungsseminare bei Jugendämtern oder bei Freien Trägern absolvieren.“ Sie müssen zur Kooperation mit den Herkunftsfamilien (§37 SGB VIII) bereit sein.[1]

Betreuungsperson oder Mama bzw. Papa?

Dieser Umstand bewirkt, dass Pflegeeltern sich selbst in ihrer Rolle ganz unterschiedliche definieren können. Pflegeeltern haben ein unterschiedliches Selbstverständnis. In der Literatur wird hier zwischen „carer“ und „foster parent“ unterschieden. Diese Bezeichnungen kann man am besten mit „Betreuungsperson“ und „Pflegeeltern“ übersetzen. Personen, die sich eher als Betreuungsperson erleben, sehen sich weniger als „Mama“ oder „Papa“. Häufig leisten sie nicht nur gerne die Hilfe zur Erziehung in Vollzeitpflege, sondern sind darüber hinaus an der professionellen Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie und den beteiligten Fachkräften interessiert. Es belastet sie weniger, Pflegekinder mit unklarer Perspektive und Verweildauer aufzunehmen. Aufgrund ihres Selbstverständnisses fällt es ihnen häufig leichter, die Kinder auch wieder gehen zu lassen.

Personen mit dem Selbstverständnis, „Mama“ oder „Papa“ zu sein, haben ein großes Anliegen, dass die Pflegekinder vollwertige Mitglieder der Familie werden. Deshalb bieten sie ihnen einen langfristigen Lebensort und kümmern sich häufig auch noch um sie, wenn sie volljährig sind. Die Zusammenarbeit mit den Herkunftsfamilien und den beteiligten Fachkräften fällt ihnen nicht immer leicht. Insbesondere dann, wenn die Hilfe zur Erziehung in Vollzeitpflege beendet werden soll.[2]

 

[1] Gehres, Walter; Sauer, Stefanie (2020): Adoptiv- und Pflegefamilien. In: Ecarius, Jutta; Schierbaum, Anja (Hrsg.): Handbuch Familie. Erziehung, Bildung und pädagogische Arbeitsfelder. Wiesbaden: Springer VS, S. 3.

[2] Vgl.: Wolf, Klaus (2015): Differenzen zwischen Herkunftsfamilie und Pflegefamilie: Unterschiedliche Familienkulturen und Übergänge. In: RdJB. Recht der Jugend und des Bildungswesens. Zeitschrift für Schule, Berufsbildung und Jugenderziehung. 63. Jahrgang, Heft 4, S. 475f.